Springe zum Inhalt

Existenzielle Psychotherapie

Unabhängig von einer bestimmten psychischen Störung können sich einem Menschen tiefergehende Fragen stellen, die mit dem Leben ganz allgemein zu tun haben. Einige Beispiele solcher Fragen:

  • Was ist der Sinn meines Lebens?
  • Wie soll ich damit umgehen, dass ich irgendwann sterben werde?
  • Für was bin ich verantwortlich in meinem Leben?
  • Gibt es ein Schicksal, und wenn ja, wie kann ich damit umgehen?
  • Auch in Liebesbeziehungen fühle ich mich völlig allein. Was ist los mit mir?

Auf solche Fragen gibt es keine einfachen Antworten. Vor allem gibt es keine allgemeingültigen und völlig zufriedenstellenden Antworten. Deshalb ist in manchen Therapieformen für derartige Fragen kein Raum, insbesondere dann nicht, wenn der entsprechende Therapeut einen strikten Problem-Lösungs-Ansatz vertritt - unsere Sterblichkeit zum Beispiel ist kein "Problem", sondern eine "Tatsache". Und insofern ist all diesen Fällen keine "Lösung" möglich, sondern nur eine Auseinandersetzung, die günstigstenfalls zu einer Haltung führt, die einen lebensbejahenden Umgang mit den Grundtatsachen unseres Lebens ermöglicht.

Für solche und andere "letzte Fragen" ist der existenziell-psychotherapeutische Ansatz gedacht. Er ermöglicht auch dann noch einen konstruktiven Prozess, wenn andere Therapieformen an eine Grenze kommen. Wie bereits oben angedeutet kann aber natürlich auch die existenzielle Psychotherapie keine "Wunderlösungen" bereitstellen. In der existenziellen Arbeit geht es vielemehr darum, dass sich der Patient mit der Unterstützung des Therapeuten so offen und vermeidungsrei wie möglich seine persönlichen Bedingungen, Werte, Lebenseinstellungen etc. betrachtet und in diesem Kontext nach für ihn tragfähigen Antworten auf die Grundfragen des Lebens sucht. Diese Antworten können somit nicht vom Therapeuten gegeben werden. Ich kann Ihnen Angebote machen und einen Reflexionsraum anbieten, in welchem wir uns mit Ihren Fragen tabufrei befassen können; aber ich habe keine "Traumlösung" für Sie im Repertoire, die auf jeden Fall funktionieren wird. Existenzielles Arbeiten ist deshalb mitunter durch Frustrationen geprägt, weil es nicht "die tolle Lösung" gibt, darin aber eben auch radikal realitätsorientiert. Wenn die Arbeit gelingt, dann besteht sie in einem fruchtbaren Prozess, der zu einer gesünderen und realitätsangepaßten Haltung führt, die sich in Bezug auf die existenziellen Gegebenheiten des Lebens zum Beispiel auchd durch Akzeptanz, Gelassenheit und tatkräftiges Handeln im gegebenen Spielraum auszeichnet. Eine sehr gute Formel zur Veranschaulichung liefert an dieser Stelle das sogenannte "Gelassenheitsgebet", das Reinhold Niebuhr zugeschrieben wird:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Vereinfachend kann man sagen, dass Psychotherapie insgesamt in der Diagnostik erst einmal relevante Unterscheidungen anstrebt ("Weisheit"), sich anschließend möglicherweise eine verhaltenstherapeutische Phase anschließt, in der sehr konkret, alltagsnah und pragmatisch-lösungsorientiert gearbeitet wird ("Mut"), und am Ende noch "letzte Fragen" offen stehen wie jene nach der Bedeutung unserer Sterblichkeit, der sich nur noch existenziell-therapeutisch genähert werden kann, mit dem hoffentlichen Ausgang einer lebensfördernden Haltung zu der jeweiligen Frage ("Gelassenheit").

Sie können sich über meine existenziell-therapeutische Perspektive vertiefend informieren in unserem bei Beltz hierzu erschienenen Buch.